Die Warnung vor einem Konflikt globalen Ausmaßes wurde nicht weitergegeben. Punkt. Von den westlichen Mainstream Medien vollkommen unbeachtet, wandte sich der russische Präsident Wladimir Wladimirowitsch Putin im Rahmen des Internationalen Forum für Ökonomie in St. Petersburg schon im Juli dieses Jahres an Vertreter der internationalen Presse. Da das Video schon auf mehreren Youtube Kanälen wieder gelöscht wurde, habe ich die Rede im Grunde transkribiert. Das komplette Video mit englischen Untertiteln finden Sie hier. Hier noch der Alternativlink.

Putin spricht in dieser Konferenz die Journalisten direkt und persönlich an und meint, dass er davon ausgeht, dass alle, die hier am Tisch sitzen, erwachsen sind und große Erfahrung in diesen Dingen haben. Putin fügt sarkastisch hinzu, dass er sich keine Hoffnungen machen würde, dass alles, was er hier an diesem Tisch sagen wird, exakt so, wie er es gesagt hätte, in den Publikationen der Journalisten wiedergegeben würde. Ihm sei natürlich auch der Einfluss der Medienhäuser bewusst. Er wolle sie deshalb auf persönlicher Ebene ansprechen, sagt Putin, und meint, dass er sie daran erinnern möchte, dass die größten Konflikte der Vergangenheit in den letzten Jahrzehnten verhindert worden sind, weil es eine geostrategische Balance der Kräfte gab.

Putin spricht in weiterer Folge über den ABM Vertrag, der 1972 zwischen Russland und USA unbefristet abgeschlossen wurde und die Begrenzung von Raketenabwehrsystemen gewährleistete. Er betont, dass die Aufkündigung des Vertrages einzig und allein von seiten der USA im Jahre 2002 durchgeführt wurde. Er sieht darin den ersten kolossalen Eingriff in das gesamte System der Internationalen Sicherheit. Putin beklagt, dass die Amerikanischen Partner in den darauffolgenden Jahren die Zusammenarbeit in der Sicherheitsfrage ausgeschlagen hätten und alle Angebote Russlands abgelehnt wurden.
Putin im Original:

“…und sie [die USA] haben ihre Raketenabwehrsysteme in Rumänien platziert. Und sie sagen immer noch, dass sie sich damit vor der nuklearen Bedrohung des Iran schützen müssen. Wo ist diese Bedrohung? Es gibt keine nukleare Bedrohung aus dem Iran. Die Amerikaner haben sogar eine Vereinbarung mit dem Iran […] Ich unterstütze diese Vereinbarung, weil es die Spannungen in dieser Region mildert […] Die iranische Bedrohung existiert also nicht. Aber Raketenabwehrsysteme werden weiterhin errichtet. Das bedeutet, dass wir richtig lagen, als wir sagten, dass man uns belügt.”

Putin spricht in weiterer Folge darüber, wie diese Raketenabwehrsysteme funktionieren und dass sich die Reichweite über die Jahre auf über 1.000km und weiter erhöhen wird. Er streicht heraus, dass dadurch das nukleare Arsenal Russlands erstmals direkt von NATO Basen oder von See aus angegriffen werden könnte. Im Original sagt Putin:

“Wir wissen seit Jahren, was passieren wird – und sie [die USA] wissen, dass wir es wissen. Es seid ihr [die Journalisten], denen sie ihre Märchen erzählen, und ihr gebt das an die Bürger in euren Ländern weiter. Deshalb haben eure Leute keinen Sinn für die bevorstehende Bedrohung – das ist es, was mir Angst macht. Wie kann man nicht verstehen, dass die Welt in eine irreversible Richtung gestoßen wird?”

Putin spricht danach über den mehrstufigen Aufbau der Raketenabwehrsysteme. Eine Komponente blockt den Angriff, sagt er, eine weitere startet eine Hochpräzisionswaffe, eine dritte blockt einen potentiellen Nuklear-Angriff und eine vierte sendet die eigene nukleare Waffe als Antwort auf den Angriff aus. Diese Systeme sind seebasierend und kommen auf Flugzeugträgern zum Einsatz, die Tomahawks transportieren, also mit Marschflugkörpern ausgestattet sind. Putin führt weiter aus, dass diese Systeme demnach jederzeit innerhalb von wenigen Stunden zu verlegen und an einem anderen Einsatzort verfügbar sind. Die US-Strategen beharren auf der Definition eines Abwehrsystems, auf das man sich geeinigt hatte. Putin fragt, was das denn für ein Abwehrsystem sein soll, dass man jederzeit verlegen kann und meint damit, dass dieses System ebenso für eine Offensive eingesetzt werden kann. Er geht sogar noch weiter und sagt:

“Woher sollen wir wissen, welche Raketen in dem System zum Einsatz kommen? Alles, was man tun muss, ist, das Programm von non-nuklear auf nuklear zu stellen![…]Das würde sehr schnell geschehen und nicht einmal die Rumänische Regierung selbst würde davon erfahren. Niemand würde davon erfahren – weder die Rumänen noch die Polen.[…]So wie ich es sehe, sind wir alle in höchster Gefahr.”

Putin meint gegen Ende, dass er auch nicht weiß, wohin die Entwicklungen führen werden, aber er weiß, dass sich Russland verteidigen wird müssen. Und er weiß auch, dass man das als russische Aggression verkaufen wird. Er kommt zum Schluss noch einmal auf seine eingangs erwähnte Notwendigkeit der strategischen Balance der Kräfte zurück. Er betont nochmals, dass er davon ausgeht, dass eben diese Balance die Sicherheit der Menschheit vor einem globalen Konflikt in den letzten 70 Jahren garantiert hat. Die globale Bedrohung hätte die globale Sicherheit gewährleistet. Er beschließt seine Rede mit folgenden Worten:

“Ich weiß nicht, wie sie [die USA] das [die globale Sicherheit] so einfach zu Fall bringen konnten, ich weiß es einfach nicht. Ich denke, dass das höchst gefährlich ist. Ich denke das nicht nur, ich bin mir da ganz sicher.”

Fazit:

Was soll man dazu sagen? Unabhängig davon, ob die Bedrohung, von der Putin spricht, tatsächlich so fortgeschritten ist oder nicht. Die Anzeichen für eine direkte Auseinandersetzung haben sich seit Juli 2016 weiter verdichtet. Ich habe einige Anzeichen in dem Beitrag Steuern USA und Russland auf einen direkten Konflikt zu? gesammelt und in Verbindung gebracht.

Die Tatsache aber, dass diese Rede, dieses Meeting mit internationalen Journalisten, nicht alle Gazetten gefüllt hat und weder einen Sonderbeitrag in der ZIB noch einen Beitrag in der Tagesschau wert war, beweist, in welcher Lage wir Normalbürger hier sind. Sie und ich sind in einem Netz zwischen Propaganda und unterdrückten Meldungen gefangen. Man kann guten Gewissens sagen: es haben die Medien, hat das Medium ihres Vertrauens auf ganzer Linie versagt. Alleine schon deswegen, weil es unterlassen hat, Sie zu informieren. Das Vertrauensverhältnis, das man zu seinem Medium hat, der Vorschuss, den man gewillt ist zu geben, sollte hiermit aufgebraucht sein.

Die Bedrohung Dritter Weltkrieg dürfte, zumindest in den Augen des russischen Präsidenten Wladimir Putin, so groß sein, dass er diese Schritte gegangen ist, um Sie und mich zu erreichen. Ich bin weder Putin Freund noch Gegner, aber ich weiß nicht, wie es Ihnen geht: ich möchte von dem Medium meiner Wahl informiert werden, wenn der russische Präsident ernsthaft von der Bedrohung durch einen globalen Konflikt mit nuklearen Waffen spricht. Und ich denke, dass man im vorliegenden Fall durchaus von „ernsthaft“ sprechen kann.

Bleiben Sie trotzdem guter Dinge und denken Sie vielleicht daran, die Medien, die Sie konsumieren, genauer unter die Lupe zu nehmen. Es gibt schließlich auch Alternativen. Und wenn Sie sich berufen fühlen, könnten Sie vielleicht einmal bei Ihrer Zeitung anrufen und fragen, weshalb man Ihnen diese Nachricht unterschlagen hat?

Wie immer am Schluss die Bücher, die man gelesen haben sollte:


Beitragsbild: Mitya Aleshkovsky/flickr

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