Zoltan Istvan wurde im Jahr 1973 als Sohn ungarischer Einwanderer in den USA geboren. Er ist ein amerikanischer Unternehmer, Autor und Journalist. 2016, im Auftakt des US-Wahlkampfs um das Präsidentenamt war er in den Schlagzeilen, weil er skurrilerweise in einem Bus, der wie ein riesiger Sarg aussah durch die USA reiste. Er nannte das seltsame Fahrzeug ironischerweise den Immortality Bus – den Unsterblichkeits-Bus. Das passt ganz gut, denn eine seiner politischen Hauptforderungen ist, dass der Tod wie eine Krankheit behandelt werden sollte und dass dieses Thema in eine neue Version der amerikanischen Verfassung aufgenommen werden muß.

Der Publizist

Zoltan Istvan war für den National Geographic Channel als Reporter unterwegs und bedient in der Huffington Post die futuristischen, atheistischen und transhumanistischen Themen. Er ist eine der öffentlichen Speerspitzen der Transhumanisten und promotet deren Ideen und die Philosophie breitenwirksam in den Mainstream Medien. Darunter finden sich, neben den bereits oben erwähnten, auch so klingende Namen wie Yahoo News, The Daily Telegraph und der Business Insider. In Psychology Today hat er eine Kolumne mit dem programmatischen Titel The Transhumanist Philosopher und in dem Online Magazin VICE´s Motherboard schreibt er die Kolumne Transhumanist Future. Zoltan Istvan ist außerdem der Autor der erfolgreichen Science Fiction Novelle The Transhumanist WagerDas Buch ist 2013 erschienen und hat großes Aufsehen erregt und für einige Kontroversen gesorgt. Obwohl von Fachpresse und Mainstream in höchsten Tönen gelobt, ist die Meinung der Leser durchwachsen, wie man zum Beispiel in den Kommentaren auf der Plattform GoodReads, abschätzen kann. Von Plagiatsvorwürfen, über den Vorwurf der Unlesbarkeit bis zum Vorwurf einzig die Transhumanisten Agenda in offensichtlichster und banalster Form, und ohne Rücksicht auf Verluste zu transportieren, ist dort zu lesen. Wir werden uns in einem weiteren Beitrag noch mit dem Buch auseinandersetzen.

Der Politiker

Nicht zuletzt ist Zoltan Istvan der Gründer und Kandidat der Transhumanist Party, die im Auftakt des U.S. Wahlkampfs 2016, wie bereits erwähnt, in einem riesigen Sarg durch die Lande getourt sind. Die Erfolge waren mäßig, aber der Wahlkampf selbst und die damit verbundene exzessive Öffentlichkeitsarbeit, boten einige Gelegenheiten, einen weiteren Einblick in die Gedankenwelt Zoltan Istvans und in weiterer Folge, in die der Transhumanisten zu erlangen.

Auf seiner Wahlkampf Website nennt er sich The Transhumanist Candidate, was in mir persönlich spontan die Assoziation zu dem Film The Manchurian Canditate auslöste. In dem Politthriller aus dem Jahre 1962, mit dem deutschen Titel Botschafter der Angst, entpuppt sich ein hochdekorierter Korea-Krieg Heimkehrer, als posthypnotisch gesteuerter Auftragskiller der Kommunisten. Will uns Zoltan Istvan am Ende unbewußt einen Hinweis auf seine tatsächliche Rolle geben? Ist er gar in einem Auftrag unterwegs, dessen Auftraggeber ihm nicht mehr bewußt ist?

Zoltan Istvan beschreibt sich selbst als einen Transhumanisten, der Wissenschaft, Gesundheit und Technologie in den Fokus der Politik rücken will. Er hat sogar eine eigene, neue und natürlich transhumanistische Version der Bill of Rights entworfen. Meine Übersetzung finden Sie hier.

Die Gedankenwelt des Zoltan Istvan

Im Gegensatz zu anderen Vertretern des Transhumanismus, geht Zoltan Istvan ziemlich offen mit den Themen und Anliegen der Bewegung um und wird nicht müde, jede Form der Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit zu nutzen und die Agenda voranzubringen. Wenn man davon ausgeht, dass in den meisten Gruppierungen und Bewegungen intern mit den Informationen anders umgegangen wird als es extern der Fall ist, dann kann man schon ins Grübeln kommen, wenn man Zoltan Istvan zuhört oder seine Publikationen verfolgt. Gruppierungen aller Art neigen oft dazu sich durch internes Wissen vom Rest abzugrenzen und definieren sich auch zu einem guten Anteil über diesen Informationsvorsprung oder höheren Wissensstand. Menschen, die außerhalb dieser Gruppierungen sind, werden meist in homöopathischen Dosen mit der tatsächlichen Philosophie, der Haltung, dem Wertesystem, etc. konfrontiert. Seit es Marketing gibt und das Kommunikationsverhalten von Individuen und Massen weitestgehend erforscht ist, werden die Informationen, die Gruppierungen nach außen bringen genauestens geplant und nach im Vorfeld definierten Zielen ausgerichtet. Man kann also davon ausgehen, dass wir im Falle der Transhumanisten noch lange nicht alle Informationen, über diese Bewegung vorliegen haben.  Wir dürfen also gespannt sein, was wir da noch zu hören und zu sehen bekommen.  Das muss man an dieser Stelle anmerken, denn was Zoltan Istvan so von sich gibt, ist schon ziemlich kontrovers und in vielen Fällen verstörend. Und man kann seine Aussagen leider nicht ernst genug nehmen.

Die Ziele der Transhumanisten aus Sicht des Zoltan Istvan

Laut Zoltan Istvan ist ja das primäre Ziel der Transhumanisten, den biologischen Tod zu überwinden. Das klingt zwar auf den ersten Blick lobens- und erstrebenswert, doch schon alleine die Formulierung stimmt mich nachdenklich. Da hier ausdrücklich von biologischem Tod die Rede ist, könnte man sich fragen, welche anderen Todesarten noch in Frage kommen und bei der Formulierung ausgeklammert wurden. Das Konzept von Seele taucht erst gar nicht auf, was ebenfalls bedenklich werden kann. Denn die Reduktion unseres Daseins auf das, was bisher mit wissenschaftlichen Mitteln erklärt werden konnte widerspricht in jedem Fall der erlebten Realität. Das wäre so als ob wir Google Maps mit der Welt verwechseln würden.

Was in diesem Beispiel absurd wirkt, findet in vielen Bereichen unseres Alltags jedoch statt. Da werden zum Beispiel Statistiken mit der Realität verwechselt, und irgendwelche Dinge davon abgeleitet, die in weiterer Folge tatsächlich wieder unsere Realität beeinflussen.  

Zoltan Istvan ist der Meinung, dass es die Aufgabe seiner medienwirksamen Plattformen ist, die nationale und internationale Auseinandersetzung mit den Themen der Transhumanisten anzustoßen und voranzutreiben. Die Themen, die ihm da so in den Sinn kommen sind Designer-Babies und der Umgang des Militärs mit dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Er vertritt den Standpunkt, dass alles notwendige unternommen werden sollte um geeignete Technologien zu entwickeln, die unsere natürlichen Einschränkungen und Grenzen als Mensch überwinden und erweitern sollen. Er plädiert dafür sogar in seiner eigenen Fassung der amerikanischen Verfassung. Istvan denkt, dass Körperteile, wie zum Beispiel ein künstlicher Robotik Arm nicht nur als Ersatz für eine, zum Beispiel durch Amputation erlittene Einschränkung entwickelt werden sollten. Zoltan Istvan geht davon aus, dass so ein Arm durchaus auch als Gadget, als Tool zur Aufwertung der intakten menschlichen Physis auf den Markt kommen sollte. Er hat wiederholt darauf hingewiesen, dass er persönlich, wenn er die Wahl hätte, in einen künstlichen Körper umziehen würde. Und er geht ebenfalls davon aus, dass es nur eine Frage der Zeit und des technologischen Entwicklungsstands ist, bis Konstruktionen auf den Markt kommen, die den menschlichen Körper obsolet machen.

Die Transhumanisten arbeiten schon seit Jahrzehnten an der Grundlagenforschung in den, für die Verwirklichung dieser Ziele, relevanten Bereichen. Was uns in den Medien als Fortschritt z.B. in der Prothetik präsentiert wird, sind meist Abfallprodukte dieser Grundlagenforschung. Die Fortschritte in der Miniaturisierung von Halbleitern, die Fortschritte in der Entwicklung von Quantencomputern, die Entwicklung der IT-Branche insgesamt verleiht der Agenda der Transhumanisten eine erschreckende Realität. Nicht umsonst ist der militärisch-industrielle Komplex sehr eng verbunden mit der Bewegung.

Die Übertragung von menschlichem Bewusstsein in einen Computer, die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz und die Fortschritte in der Produktion von Prothesen, Exoskeletten und selbststeuernden, selbstlernenden und selbst reproduzierenden Maschinen, lassen die Ideen der Transhumanisten gefährlich realistisch aussehen.

Zur selben Zeit stellen riesige Rechner-Farmen die Infrastruktur bereit für das, was wir als Cloud kennen. Und wir alle laden beinahe die gesamten Daten, die wir in unserem Leben produzieren mehr oder weniger freiwillig in diese Datenspeicher hoch. Die Kombination von Künstlicher Intelligenz und diesen Daten, die im Grunde das volle Wissen der gesamten Menschheit darstellen, ist schon fatal. In Kombination mit Maschinen, die sich selbst erschaffen und reproduzieren werden, bewegen wir uns unaufhörlich auf das Ende der Menschheit zu. Das Posthumane Zeitalter. Doch dazu in einem späteren Beitrag.

Zoltan Istvan sieht es offenbar nicht viel anders als ich es sehen kann. Er selbst sagt in Interviews gerne, wenn man ihn nach der Zukunft der Menschheit befragt:

“Menschen werden in Zukunft wahrscheinlich so gesehen werden, wie wir heute Ameisen betrachten. Wenn wir auf die menschliche Erfahrung zurückblicken, werden wir uns denken: wow, das war so trivial!”

In meinem nächsten Beitrag zum Thema werden wir einen Blick auf Zoltan Istvans Roman The Transhumanist Wager werfen. Und ich kann schon vorwegnehmen, dass wir sehr wahrscheinlich keinen klassischen Science Fiction Roman vor uns haben. Vielmehr wirkt das Werk wie der Versuch, eine Agenda in einer mehr oder weniger bewegenden Science Fiction Geschichte einzubetten. Besonders, wenn man die Ziele der Transhumanisten kennt.

Bleiben Sie frohen Mutes, denn es kann nur von Vorteil sein, so viel wie möglich über diese unsichtbare Bewegung in Erfahrung zu bringen. Vergessen Sie nur nicht, dass wir alle schon ein gutes Stück der Transhumanisten Agenda gegangen sind. Vor 50 Jahren hatte niemand freiwillig Tag und Nacht ein elektronisches Gerät bei sich, dass mittels kleiner Applikationen die biometrischen Daten aufnimmt, auswertet und Empfehlungen zur Änderung des Lebensstils abgibt, den Standort permanent abfragt und daraus Bewegungsmuster erstellt, und das den gesamten Datenverkehr von Videos, Bildern, Tönen, Texten, etc. aufzeichnet und an Dritte weitergibt. Und über sogenannte Wearables wandert diese Technologie immer näher an unseren Körper. Für die Skeptiker unter uns: Chip-Implantate sind also nur eine Frage der Zeit, des Zeitgeistes und der Technologie. Auf der Agenda stehen sie schon lange.

Bücher die man gelesen haben könnte oder vielleicht noch lesen sollte:


Beitragsbild: 52-insights

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