Zoltan Istvan hat neben seinen politischen Aktivitäten auch einen Science Fiction Roman geschrieben. Sein durchaus kommerziell erfolgreiches Buch The Transhumanist Wager ist zum Zeitpunkt dieses Beitrags nur in der englischen Originalfassung erschienen. In dem Werk finden sich extrem viele Parallelen zu Zoltan Istvans eigener Biographie. Wenn man auch noch seine Publikationen kennt, und seine Gedankenwelt erlebt hat, dann liegt der Schluss nahe, dass wir hier keine rein fiktionale Erzählung vorliegen haben. Der Roman wirkt auf mich persönlich eher, als ob jemand versucht, die Agenda der Transhumanisten, unter einem oberflächlichen Mantel aus Science Fiction, zu verstecken. Als Basis dient seine eigene Biographie, gewürzt mit ein paar Ausblicken in zukünftige Entwicklungen aus eben dieser Agenda.

Science Fiction als Agenda hat Tradition

Wenn man in die Vergangenheit blickt, dann hat die Welt, besonders in dieser Gattung der Literatur schon sehr häufig Parallelen zu realen Entwicklungen erlebt. Es wirkt bisweilen so, als ob manche Menschen in der Lage wären, die noch ausstehenden Entwicklungen der Menschheit schon Jahrzehnte im Voraus, in mehr oder weniger unterhaltsame Geschichten zu packen. Die auffällig überproportionale Häufigkeit an Übereinstimmungen zwischen Science Fiction und der realen Entwicklung von Technologien, den gesellschaftlichen Veränderungen, diversen Entdeckungen, etc. ist zum Teil beängstigend groß. Ich bemühe an dieser Stelle meist Huxleys Schöne neue Welt oder Orwells 1984, die zwischen 1930 und 1950 erschienen sind, und dystopische Konzepte und Strukturen beschreiben, die wir in starken Ansätzen in unserer heutigen Welt wiederfinden. In meinem ersten Artikel Transhumanismus – die unsichtbare Macht, dem Auftakt der Serie über Transhumanismus gehe ich näher auf die Hintergründe, die damaligen Umstände und die Gebrüder Huxley ein.

Der Roman – eine kurze Zusammenfassung

Der Roman The Transhumanist Wager beginnt in der heutigen Zeit, und erzählt die Geschichte des nach Unsterblichkeit strebenden Transhumanisten Jethro Knights. Seine Ziel möchte er durch den Einsatz von Wissenschaft und Technologie erreichen. Das Buch beginnt als Jethro sein Philosophie Studium abschließt, und im Laufe des Romans wird seine philosophische Gedankenwelt dargestellt. Dabei werden durchwegs auch klassische philosophische Werke zitiert. Zoltan Istvan hat meines Erachtens größtenteils seine eigenen Wertvorstellungen und philosophischen Ansichten in seine Romanfigur gelegt. Die Namensgebung der Hauptfigur wirkt jedenfalls eigenartig konstruiert. Organisationen, die größtenteils hinter verschlossenen Türen operieren und ihre Mitglieder in Zeremonien in ihre Philosophie und Geschichte einweihen, nehmen naturgemäß die Namensgebung und die Bedeutung von Symbolen und Zeichen sehr ernst. Da man mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kann, dass die Transhumanistische Bewegung ähnlich strukturiert ist, und eventuell von bestehenden Organisationen wie den Freimaurern, den Tempelrittern oder den Maltesern gegründet oder unterwandert wurde, könnte man sich die Bedeutung der Namen näher ansehen. Die Gebrüder Huxley, von deren dystopischen Werken zuvor die Rede war, waren jedenfalls beide im Orden der Freimaurer tätig. Ebenso wie H. G. Wells, der Autor so bekannter Werke wie Krieg der Welten und Die Zeitmaschine, der die Gebrüder Huxley protegierte und sie in ihrem Wirken unterstützte.

Die Hauptfigur

Der Name Jethro, der Hauptfigur des Romans, ist die englische Schreibweise für Jitro. Jitro ist der Name des Schwiegervaters von Moses, der in der Tora, den biblischen Fünf Büchern Moses und dem Koran erwähnt wird. Jitro war der Priester Midians, der für die Ursprungsgeschichte des Volkes Israels von großer Bedeutung war. Nachdem Moses einen ägyptischen Sklaventreiber getötet hatte, floh er nach Midian und heiratete eine der Töchter Jitros. Als Moses später in der Wüste erstmals dem Gott seiner Vorfahren JHWH begegnete, und er daraufhin sein Volk aus der Gefangenschaft führte, war es Jitro, der sich für den Erfolg der Befreiung bei dem Gott, dessen Priester er war, bedankte. Bibel Gelehrte gehen davon aus, dass Moses und Jitro zu ein und demselben Gott beteten, obwohl nirgends erwähnt wurde, dass Jitro JHWH ausdrücklich angesprochen hatte.

Der Nachname der Figur Knights bedeutet Ritter. Das Wort bezeichnet den niedrigsten Rang des britischen Adels und stammt etymologisch von dem Wort Knecht ab. Die Würde eines Knights erhält man entweder durch Ritterschlag oder durch die Aufnahme in einen Ritterorden. Die ältesten, noch bestehenden Ritterorden sind die Orden der Johanniter/Malteser, und der Orden der Tempelritter. Die Symbole aller Ritterorden ähneln sich sehr stark, sodass man alleine davon ableiten kann, dass wir im Grunde auf Unterabteilungen eines großen Ordens blicken. Doch mehr dazu in dem Beitrag Die okkulten Vereinigungen der Moderne, in dem ich die Orden mittels historischer Fakten und einer großen Anzahl von Indizien in Verbindung zu der Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft setzen werde. Mein Ziel ist es, auch dem unbedarften Leser ein Verständnis für die Ernsthaftigkeit, die oben genannte Verbindungen in auch noch so kleine Details legen, zu vermitteln. Selbst mit den bekannten historischen Fakten ist der globale Einfluss der Orden in allen Bereichen unseres Alltags zwar jenseits unserer Aufmerksamkeit, aber umso einschneidender und realer. An dieser Stelle kann man nur erwähnen, dass die obsessive Vorliebe dieser Vereinigungen für die Verwendung von Symbolen, Zahlen, Daten, etc. eine wichtige Säule im erfolgreichen Wirken und Schaffen dieser Verbindungen darstellt.  

Doch zurück zu Zoltan Istvans Roman The Transhumanist Wager. Ich möchte es vermeiden eine Buchrezension abzugeben, deshalb werde ich nur auf den Epilog eingehen, der die Vorstellungen des Zoltan Istvan von unser aller Zukunft zusammenfasst.

Der Epilog als Ausblick auf unsere Zukunft

Jethro erwacht in einem Hospital, nachdem sein Körper jahrelang mittels Cryo-Technologie am Leben erhalten wurde. Sein behandelnder Arzt erklärt ihm seine Situation und die Behandlungen, die ihn noch erwarten. Er teilt ihm mit, dass er vollends geheilt sei, und dass der Virenstamm unter dem er gelitten hat, während seines jahrelangen Reanimationsprozesses ausgerottet werden konnte. Das Alter seiner Muskulatur war mittels einer Telomerase Reverse-Aging Kur leicht verjüngt worden, so ungefähr auf 40 Jahre, und mittels digitaler Akupunktur würde sie jetzt wieder auf ein fittes Niveau gebracht. Alle Daten dazu und die Weltnachrichten wären neben seinem Bett zu finden und er könne sich alles auf seinen Chip laden, damit er eine schnelle Übersicht hätte. Jethro befindet sich auf dem 311 Stockwerk des höchsten Gebäudes der Welt und blickt dann aus dem Fenster. Er ist überwältigt von der Schönheit der schwebenden Stadt Transhumania, die am Hudson River ankert. Einem seiner Besucher spricht er gut zu, und ermuntert ihn die Hoffnung nicht aufzugeben. Er sagt ihm, dass es andere Technologien in Zukunft geben würde: parallele Universen, die es zu entdecken gilt, Antimaterie, Teleportation, multidimensionale Psychokinese, Quantenmanipulation, die Erforschung der Singularität. Schon in den Jahren, in denen Jethro eingefroren war, hatte sich vieles technologisch verändert. Die Fortpflanzung wurde ausschließlich in sogenannten Test Tubes vollzogen, Genmanipulation war Alltag. Alle Krebsarten waren besiegt. Der Mars war eine Kolonie geworden, die unglaubliche Mengen an mineralischen Ressourcen erschlossen hätte. Künstliche Intelligenz war allgegenwärtig und hatte sogar ihr eigenes moralisches Wertesystem und Bewusstsein entwickelt. Die Cryonic war als ehemalige Hoffnungsindustrie beinahe ausgestorben, weil es kaum tödliche Krankheiten mehr gab. Stattdessen hatten sich Industrien aus den Bereichen Reverse-Aging und Bionik zu den neuen wirtschaftlichen Hoffnungsträgern entwickelt.

Am Ende steht Jethro am Balkon im 311. Stockwerk, erblickt sein Spiegelbild als Reflexion im Fensterglas und ein starker, entschlossener und jugendlicher Transhumanist blickt auf ihn zurück. Er flüstert zu sich selbst: Das ist erst der Anfang von Jethro Knights.

Die drei Gesetze des Transhumanismus

The Transhumanist Wager wurde jedenfalls mit Plagiatsvorwürfen seitens vieler, aufmerksamer Leser konfrontiert. Ich bin kein ausgesprochener Science fiction Fan, was aber schon auf Seite 1 ins Auge sticht, ist die Anspielung auf die 3 Gesetze der Robotik, aus der Kurzgeschichte Runaround von Isaac Asimov, dem wahrscheinlich produktivsten Science Fiction Autors überhaupt.

Das erste Kapitel beginnt also mit den drei Gesetzen:

  1. Ein Transhumanist muss den Schutz seiner eigenen Existenz über alles andere stellen.
  2. Ein Transhumanist muss danach streben, Allmacht so sinnvoll wie möglich zu erreichen – so lange, wie seine Handlungen nicht in mit dem ersten Gesetz in Konflikt stehen.
  3. Ein Transhumanist muss den wahren Wert im Universum schützen – solange das Handeln nicht mit dem ersten und zweiten Gesetze in Konflikt geraten.

Die drei Gesetze klingen ja auf den ersten Blick durchwegs vernünftig. Sich selbst zu schützen macht ja durchaus Sinn. Was mir Sorge macht ist seine eigene Existenz über alles andere zu stellen. Das Hingebungsvolle und Aufopfernde, das uns Tränen der Rührung in die Augen treiben kann, wenn es uns zum Beispiel im Kino begegnet, ist damit auf immer Geschichte. Das Prinzip der Selbstaufopferung ist ein fundamentales Konzept in der Natur allen Lebens. In vielen altertümlichen Philosophien ist es das zentrale Element zur Erlösung.

Die im zweiten Gesetz angesprochene Allmacht anzustreben, dürfte insgesamt ein zentraler Punkt in den Leben aller Transhumanisten sein. Die meisten sitzen auch im realen Leben an Machtpositionen. Allmacht bezieht sich offenbar im Sinne der Transhumanisten eher auf materielle, in der uns bekannten Realität direkt anwendbare Macht. In den traditionellen Philosophien gilt Allmacht von vorneherein als fataler Trugschluss, und der Zuwachs an Macht wird meist in Verbindung mit Zuwachs an Bewusstsein gesehen. Häufig wird die Bemeisterung des Egos und der überwältigenden Triebe, Emotionen und Leidenschaften der Menschen angestrebt um zum dahinter verborgenen, wahren Selbst zu gelangen.

Im dritten Gesetz des Transhumanismus, das sich auch in der Wertigkeit hinter den ersten beiden einreiht, soll der wahre Wert im Universum geschützt werden. Was damit genau gemeint ist, ließ sich nicht klar verifizieren. Ich wäre dankbar, wenn man mir eine nachvollziehbare Definition des wahren Wertes zukommen lässt.

Zwischenfazit:

Was auf den ersten Blick schrullig, skurril und bizarr wirkt, ist auf den zweiten Blick befremdlich und wird auf den dritten Blick durchaus beängstigend. Wenn man sich meine Beiträge und Beispiele ansieht, dann sollte einem klar werden: diese Leute meinen es ernst. Sie haben die notwendigen Mittel, sie verfügen über das Know How und sie sind sehr strebsam. Man könnte fast meinen, dass Silicon Valley vollkommen in der Hand der Transhumanisten ist.

Meiner Meinung nach ist das, was wir in der Öffentlichkeit serviert bekommen, und das, was nur gerüchtehalber zu uns durchdringt, nur die Spitze des Eisbergs. Ich werde nicht müde zu betonen, dass ich glaube, dass wir am Beginn einer Entwicklung stehen, die tatsächlich nicht mehr aufzuhalten sein wird. Und diese Entwicklung wir, wie auch die Transhumanisten sagen, unumkehrbar sein. Ich denke zwar, dass die transhumanistische Bewegung einem riesigen und fatalen Irrtum aufsitzt. Meiner Meinung nach, sind speziell diese Vertreter mit dem größten Impact auf unsere Welt, im Grunde durch ihre tiefsitzende Angst vor der eigenen Endlichkeit geleitet. In Kombination mit der Philosophie des Atheismus, bekommt der Wunsch nach Technologie, die uns das Tor zur Ewigkeit öffnet, unaufhörlich Fahrtwind und treibt immer neue Jünger in Richtung Transhumanisten. Ego-Entwicklung bis in die Unendlichkeit – und das Selbst verloren. Genau das Gegenteil aller historischen philosophisch/religiösen Richtungen.

Es gibt nicht wenige, besonders aus dem Lager der fundamentalen Christen und Moslems, die hinter der Bewegung des Transhumanismus eine satanische oder luziferische Macht sehen. Und seien wir ehrlich: Je besser man die Gedankenwelt der Transhumanisten kennen lernt, umso fragwürdiger erscheinen ihre Ziele. Und auch für nicht religiöse Menschen wird schnell klar –  wenn man über das Gute im Menschen nachdenkt, und daran, wie die Zukunft der Menschheit aussehen könnte, wie eine zukünftige Welt sich zeigen würde, dann kommt man selten auf die Bilder, die uns die Transhumanisten vorgeben.

In diesem Sinne: herzlichen Glückwunsch, wenn Sie sich durch diesen Beitrag gekämpft haben und bleiben Sie dran. Noch sind die Transhumanisten nicht am Ziel.

Übrigens: Die Beiträge über den Transhumanismus sind größtenteils Auszüge aus einem Buch zu diesem Thema, an dem ich momentan arbeite. Ich beleuchte die Anfänge, die Grundsätze, die Akteure, die Profiteure, das Weltbild und den Status Quo. Und ich versuche herauszufinden, was wirklich hinter dieser Bewegung stecken könnte und wie sich die Transhumanisten die Zukunft nach dem Ende der Menschheit vorstellen. 

Über Anregungen oder konstruktive Kritik würde ich mich sehr freuen.


Beitragsbild: hannes.a.schwetz/flickr (CC BY-SA 2.0)

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