Wie die Konkurrenten Apple, Microsoft und Amazon, hat auch Google nun seine Version des virtuellen Assistenten auf der alljährlichen Google Developer Konferenz vorgestellt. Es geht nicht nur um Prestige, sondern auch darum, die Features des Produkts zu pushen und Unterstützer in der Entwicklergemeinde zu finden.

Was ist Google Assistant?

Im Grunde ist Google Assistant eine Erweiterung oder ein Upgrade für Google Now. Google Now war seinerzeit die Antwort auf Apple´s Vorstoß im Bereich der virtuellen Assistenten und mäßig erfolgreich, obwohl es schon diverse Funktionen innehatte, die auch im neuen Assistenten vorhanden sind. Das Konzept von Siri, dass man es mit einer (vermeintlich) intelligenten Person zu tun hat, und das Feeling im persönlichen Umgang mit Siri haben viele Menschen begeistert.

Dementsprechend umgänglicher soll auch der neue Google Assistant sein. Der größte Augenmerk wurde auf den sprachlichen Umgang, also auf die Konversationsfähigkeit gelegt. Das bedeutet, dass man, genauso wie bei dem Konkurrenzprodukt Siri, Fragen an den Assistenten richtet und dieser dann die jeweiligen Antworten sucht, findet und ebenfalls in Sprache ausgibt. Google Assistant geht nur einige Schritte weiter.

Was kann der Google Assistant?

Bei der Produktpräsentation in Mountain View, Kalifornien, iim Mai dieses Jahres, meinte Sundar Pichai, der CEO von Google, dass es bei der Entwicklung darum gegangen sei, die Suchfunktion weitaus unterstützender als bisher zu gestalten. Er wünschte sich, dass die User eine Zwei-Wege Unterhaltung führen können, also einen fortlaufenden Dialog mit der Suchfunktion, der am Ende dazu führen soll, echte Dinge in der richtigen Welt zu erledigen.

Der Eindruck, der bei der Präsentation entstanden ist vielversprechend aber beängstigend zu gleich.

Anwendungsbeispiele:

Bei der Produktpräsentation fragte eine Teilnehmerin zu Demonstrationszwecken, ob ihr Paket schon versandt wurde, und der Assistent antwortete ihr, basierend auf den Informationen, die er selbstständig aus den Gmail Konversationen der Frau ausgelesen hatte. Als der Partner der Dame fragte, wie den der Verkehr auf dem Weg zum Flughafen sei, antwortete der Assistent sofort, dass derzeit mit starkem Verkehrsaufkommen zu rechnen sei, und dass er eine alternative Route berechnet hat, die er soeben an sein Smartphone gesendet hat.

Aber die Funktionen gehen noch ein Stück weiter. Der Assistent schlägt Antworten auf Anfragen, basierend auf den vorangegangenen Konversationen mit dem Kontakt vor. Dazu überwacht er etwa den E-Mail Verkehr und analysiert die Gespräche, die Floskeln, die verwendete Sprache und die Themen um selbstlernend Antworten zu errechnen. Im Grunde kopiert diese Software das Verhalten JEDEN Users. Ob das wirklich unseren Interessen dienen soll? Man darf zweifeln…

Da geht noch mehr:

Doch in Verbindung mit anderen Produkten wie Google Home und Google Allo, geht der Assistent noch einen Schritt weiter.

Google Home ist im Grunde ein WiFi Speaker, der ebenfalls als Smartphone Kontrollzentrale und Assistent wirkt. Man kann damit im ganzen Haus Musik streamen, tägliche Aufgaben bewältigen und rund um die Uhr Google fragen. Steht zumindest so auf der minimalsten Produktpage, die mir je untergekommen ist.

Was in Kombination mit Google Assistant jedenfalls erreicht wird, ist die Konversation ohne Smartphone, in unseren eigenen vier Wänden, mit einer selbstlernenden, künstlichen Intelligenz.

Dadurch wird zwar Kontext zur gewöhnlichen Suchfunktion addiert, aber um welchen Preis? Zum besseren Verständnis, gibt Google ein paar Beispiele: Wenn man also fragen würde, was es heute Abend so spielt, dann würde der Assistent Filme aus den im Umkreis liegenden Kinos vorstellen. Wenn man aber weiter sprechen würde und sagen würde, dass man die Kinder mitnehmen wolle, dann würde der Assistent die Suche automatisch und selbstständig auf jugendfreie Filme in den umliegenden Kinos eingrenzen. Wenn man dann sagen würde, dass man z.B. “Das Dschungelbuch” sehen will, dann würde der Assistent die Karten selbstständig reservieren. Man könnte auch weiter fragen, etwa, ob der Film auch was taugt, und der Assistent würde die Reviews und Rezensionen durchgehen und die Trailer anbieten. Klingt ja ganz angenehm und unverfänglich… Oder?

Fazit:

Bei der Präsentation in Kalifornien sagte der CEO von Google, Sundar Pichai:

“We are evolving search to be much more assistive. We want users to have a two-way ongoing dialogue with Google to help get things done in the real world. We think of this as building each user their own individual Google.”

Man kann diesen Satz auch anders deuten. Google greift mit seinen allgegenwärtigen Datenkraken-Armen nicht nur mehr auf unser aller Daten zu, sondern greift nun auch erstmals direkt in unsere Handlungen und damit in unsere persönlichen Leben ein. Schon bisher geht der Konzern mehr als Salopp mit unseren Daten um und hat sich damit unfassbaren Reichtum erwirtschaftet, und dementsprechend seine Machtbereiche ausgebaut. Man kann sich ausmalen, was in Zukunft auf uns zukommen kann und wird.

Die Funktion, die auf unsere Interessen und Vorlieben reagiert, und die uns immer als zeitsparend und innovativ verkauft wird, reduziert unseren Informations- und Erlebnishorizont in kürzester Zeit und auf subtilste Weise auf ein Minimum. Und dieses Minimum, diese, unsere Aufmerksamkeit ist es, die die Werbebranche vermarktet und die Produzenten und Händler teuer kaufen. Das wird über kurz oder lang nicht nur das Unternehmen Google (eigentlich Alphabet, Inc.) stärken und noch reicher machen, sonder uns noch einen Tick schwächer und ärmer. In vielen Bereichen.

“We think of this as building each user their own individual Google.”

Ich denke, der Ausspruch ist wahrscheinlich eher zu so zu verstehen:

„Google bildet sich jetzt seinen eigenen, individuellen User.“

In diesem Sinne, bleibt wachsam und ohne Angst…

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